Als fortgeschrittene Massagetechnik, kann eine Tiefengewebsmassage (Deep Tissue) nicht nur für Entspannung sorgen und Stress reduzieren. Sie wird häufig auch bei der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates, Zerrungen oder Sportverletzungen eingesetzt und soll durch das Eindringen in tiefe Muskelschichten bei der Linderung von Schmerzen unterstützen.
In diesem Beitrag möchte ich dir einen Überblick darüber geben, was eine wirklich gute Deep Tissue Massage ausmacht, welche Vorteile und Risiken mit ihr verbunden sind und was sie von einer klassischen schwedischen Massage unterscheidet.
Was ist eine Deep Tissue Massage?
Die Deep Tissue Massage wird häufig zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt, indem langsamer anhaltender Druck ausgeübt wird, um die inneren Muskelschichten und das Bindegewebe anzusprechen. Dies reduziert Spannungen und hilft beim Aufbrechen von Narbengewebe, das sich nach einer Verletzung gebildet hat. Die angeregte Durchblutung soll zudem eine schnellere Heilung fördern.
Der Fokus der Technik liegt primär darauf, die spürbaren Muskeladhäsionen (Knoten) aufzulösen, die für die Verursachung von Schmerzen und Entzündungen verantwortlich sein können. Ebenso sollen Verklebungen der Faszien gelöst und Gewebefasern ausgerichtet werden, um dadurch ausgelöste Durchblutungsstörungen zu beheben.
Vorteile und Wirkung der Deep Tissue Massage
Die Deep Tissue Massage bietet sowohl körperliche als auch psychische Vorteile. Anders als andere Massagetechniken zielt sie nicht nur auf die Entspannung ab, sondern hilft durch Anwendung von angemessenem Druck bei der Genesung von Muskelschmerzen und sorgt für Schmerzlinderung.
Im Jahr 2014 wurde in einer Studie mit 59 Teilnehmern herausgefunden, dass eine Tiefengewebsmassage dazu beitragen kann, Schmerzen bei Menschen mit chronischen Kreuzschmerzen zu lindern. Verglichen wurde die Wirkung mit der von nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Diclofenac.
Außerdem umfassen die Vorteile der Tiefengewebsmassage:
- Beruhigende Wirkung (Senkung Cortisolspiegel, Erhöhte Oxytocin-Ausschüttung)
- Linderung von Entzündungen im Zusammenhang mit Plantarfasziitis (mehr)
- Unterstützung beim Fibromyalgiesyndrom und dessen Symptomen
- Positive Auswirkungen auf den systolischen, diastolischen und arteriellen Blutdruck
- Verbesserung der Flexibilität und Bewegungsfreiheit im Bereich des Narbengewebes
- Linderung von chronischen Rücken- und Rückenschmerzen (mehr)
- Allgemein reduzierte Schmerzwahrnehmung (mehr)
- Schmerzlinderung bei chronisch entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen (mehr)
Weitere positive Effekte konnten auch bei anderen Symptomen wie Migräne, Depressionen, Angststörungen, Gelenkbeschwerden oder Regelschmerzen beobachtet werden.
Wichtiger Hinweis: Die hier aufgeführten Informationen ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung, Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt und versprechen keinerlei Heilwirkungen. Die genannten Wirkungsweisen beruhen allesamt auf Erfahrungen, die in der praktischen Anwendung gemacht wurden, können jedoch nicht auf den Einzelfall übertragen werden.
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Ablauf der Deep Tissue Massage
Für eine Deep Tissue Massage gibt es keinen Standardablauf und jeder Massagetherapeut hat seinen eigenen Stil, mit dem er individuell auf die Bedürfnisse des Kunden eingeht. Die meisten Massagesitzungen beginnen mit dem Rücken, da hier die meisten Beschwerden lauern. Weiter geht es mit den Beinen, Schultern, Armen und zum Schluss sind der Kopf und der Nacken an der Reihe.
Zu Beginn der Massage wärmt der Therapeut die Muskeln mit großflächigen Streichbewegungen und moderatem Druck auf, bevor er sich anschließend auf die Problemzonen konzentriert. Dabei erhöht er den Druck und beginnt mit tiefen Knetungen und Streichungen, die unter Umständen etwas schmerzhaft sein können.
Eine Tiefengewebsmassage ist eine gute Option für jemanden mit einer anständigen Schmerztoleranz.
Amy Montia, medizinische Massagepraktikerin aus New York City
Punktuell kann der Schmerz beim Druck auf bestimmte Triggerpunkte so stark werden, dass eine kontrollierte Atmung sowie das Anspannen des Körpers nötig werden. Ein guter Therapeut wird dich dabei unterstützen, gemeinsam den optimalen Druck herauszufinden.
Ein zu sanftes Herangehen beeinträchtigt hingegen die Ergebnisse und sorgt möglicherweise nicht effektiv für das Aufbrechen der Muskelknoten. Die Stärke und Intensität muss allerdings immer im Einklang mit dem Wohlbefinden des Kunden stehen. Es ist also ein gewisser Balanceakt.
Verschiedene Arten der Deep Tissue Massage:
Myofascial Release
Myofascial Release ist eine Form der Physiotherapie, die sich auf die Schmerzlinderung konzentriert, indem die Anspannung und Anspannung in den Triggerpunkten gelockert wird. Die wichtigste und schwierigste Aufgabe liegt dabei im Lokalisieren der schmerzverursachenden Triggerpunkte. Deshalb erfolgt die myofasziale Freisetzung (= Lösen der verklebten Faszien) oft nicht über einen einzelnen Punkt, sondern über eine einen breiten Bereich von Muskeln und Gewebe.
Rebalancing
Rebalancing ist eine Form der körperorientierten Bewusstseinsarbeit, um den Menschen wieder in Einklang mit Körper, Geist und Seele zu bringen. Es arbeitet mit einer einzigartigen Synthese aus tiefer und sanfter Bindegewebsmanipulation, Gelenkentlastung, sowie Energie- und Atemarbeit. Dazu kommt die Mobilisierung der Gelenke, um den Körper an sein natürliches Bewegungspotenzial zu erinnern. Festsitzende Verspannungen und Giftstoffe können auf diese Weise gelöst werden.
Rolfing
Die nach Dr. Ida P. Rolf benannte Variante der Tiefengewebsmassage „Rolfing®“ ist eine Form der Körperarbeit, die das Bindegewebe und die Faszien neu ausrichtet und ausgleicht. Sie verfolgt das Ziel, die körperliche Flexibilität wiederherzustellen, Energie zu revitalisieren und dem Empfänger ein wohltuendes Gefühl zu vermitteln. Es ermöglicht dem Körper, die natürliche Integrität wiederzuerlangen, indem die Haltungseffizienz und die Bewegungsfreiheit verbessert werden.
Deep Tissue Massagetechniken: Neben klassichen Massagegriffen wie Effleurage, Petrissage, Tapotement, Reibung und Vibration kommen häufig auch weitere fortgeschrittenere Techniken wie die Kreuzfaserreibung, Triggerpunkt-Therapie oder die Active Release Technik (ART®) zum Einsatz.
Deep Tissue Massage vs. Schwedische Massage
Die Deep Tissue Massage und die schwedische Massage sind zwei verschiedene Arten der Massagetherapie. Zwar verwenden beide zum Teil dieselben Griffe und Streichbewegungen, unterscheiden sich aber vor allem in der Zielsetzung und bei der Stärke und Intensität des angewendeten Drucks.
Die größten Unterschiede zwischen Tiefengewebsmassage und schwedischer Massage:
Intention: Die Tiefengewebsmassage wird vor allem zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Muskel- und Sportverletzungen eingesetzt. Die schwedische Massage dient vorrangig der Entspannung und dem Abbau von Muskelverspannungen, die durch alltägliche Tätigkeiten wie das Sitzen am Computer oder Stress verursacht werden.
Druck: Bei der schwedischen Massage handelt es sich um eine sanftere Massageform, bei der weniger Druck als bei der Tiefengewebsmassage ausgeübt wird. Bei beiden Arten kommen die Handflächen und Finger zum Einsatz, um das Gewebe zu kneten und zu bearbeiten. Um mehr Druck ausüben zu können, werden bei der Tiefengewebsmassage auch Ellbogen und Unterarme verwendet.
Fokus: Die Tiefengewebsmassage zielt auf die inneren Schichten der Muskulatur ab, wo sie Muskel- und Sehnenverletzungen, Schmerzen lindern und Faszien-Verklebungen lösen soll. Die schwedische Massage zielt auf die oberflächlichen Muskelschichten ab und konzentriert sich auf Körperteile, in denen die meisten Verspannungen auftreten, wie Nacken, Schultern und Rücken.
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Risiken und Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen einer Tiefengewebsmassage gehören einige Tage anhaltende Schmerzen, ähnlich wie bei einem Muskelkater. Je nach Empfinden sollten die betroffenen Bereiche entweder gekühlt oder gewärmt werden, um die Schmerzen zu lindern.
Im Allgemeinen ist die Deep Tissue Massage sehr sicher. Durch die Anwendung von festem Druck kann es für einige Menschen jedoch ein erhöhtes Risiko darstellen. Sprich daher unbedingt vorher mit deinem Arzt, wenn bei dir ein oder mehrere der folgenden Punkte zutrifft:
- Blutgerinnungsstörungen und eventuelle Vorerkrankungen
- Einnahme von Blutverdünnern oder anderen Medikamenten
- Bestehende Herzkreislauf- oder Krebserkrankungen
- Vorliegen einer Osteoporose (Knochenschwund)
- Offene Wunden oder kürzlich durchgeführte Operationen
Wie finde ich einen Therapeuten?
Deep Tissue Massagen werden von verschiedenen Einrichtungen und Fachleuten angeboten. Dazu zählen Physiotherapeuten, Chiropraktiker und Massagetherapeuten. Auch einige Ärzte bieten Tiefengewebsmassagen an oder können wenigstens eine passende Empfehlung aussprechen. Achte bei deiner Auswahl auf eine Spezialisierung auf die Deep Tissue Massage und informiere dich im Zweifel direkt beim jeweiligen Anbieter.
Frage dabei auch nach den Kosten, die unter Umständen variieren können. Möglicherweise gibt es Abo-Modelle oder 10er-Karten, mit denen du Geld sparen kannst. Erkundige dich auch bei deiner Krankenkasse, ob sie eventuelle Behandlungskosten ganz oder teilweise übernimmt.
Wie oft sollte ich eine Tiefengewebsmassage erhalten?
Einmal pro Woche, wenn du ein chronisches Muskelproblem hast oder hartnäckige Verspannungen vorliegen. Beginne mit wöchentlichen Sitzungen, bis du erste Ergebnisse siehst. Danach kannst du einen Gang runterschalten und die Termine im 2-wöchigen Rhythmus vereinbaren.
Zusammenfassung
Das Hauptziel einer Tiefengewebsmassage ist es, Schmerz- und Spannungsbereiche zu bearbeiten sowie Knoten und Verklebungen in darunter liegenden Muskeln und Faszien zu lösen. Eine gewisse Schmerztoleranz muss dabei vorhanden sein, wenn du dir eine solche Massage gönnen möchtest.
Mögliche Alternativen sind Massagepistolen und Faszienrollen, mit denen du deine Problemzonen von zu Hause aus selbst bearbeiten kannst. Auch wenn beide Optionen kein echter Ersatz sind, um Knoten und Muskelkater effektiv loszuwerden, können sie dennoch präventiv unterstützen.
Wer sich langsam herantasten möchte, der sollte als Einsteiger besser mit einer schwedischen Massage beginnen und die Intensität von Sitzung zu Sitzung steigern, um sich an den starken Druck zu gewöhnen und unempfindlicher für Schmerzen zu werden.
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